Mit dem Nachtbus ins Landesinnere gefahren, angekommen bei Sonnenaufgang und Nieselregen. Fasziniert von diesem Ort, der angeblich die weltweit größte Mineralminen im Inneren verbirgt. Die Diamantminen sind mittlerweile geschlossen, andere Steine werden noch gesucht, verarbeitet und angeboten. Hab ein überdimensionales Frühstück für Alternative und solche, die es werden wollen bekommen, Reiseerfahrungen weitergegeben, Tipps bekommen und bin nun auf Spurensuche und Entdeckungsreise.
Nicht weit von hier ist Palmares.
Dort haben sich vor über 150 Jahren die Sklaven zusammengeschlossen und für ihre Freiheit gekämpft.
Die Landschaft ist geprägt von Berge (Hügel und Tafelberge) und Urwald, Orchideen und andere seltene Pflanzen, Wasserfälle und Höhlen. Will viel davon sehen, aber keinem Jaguar begegnen, die es hier gibt.
Dieser sagenhafte Ort ist die Chapada Diamantina!
Judith Englert - 24. Nov, 23:07
Bin in der Akademie angekommen, hier schlafen außer mir noch 13 andere Personen. 9 Brasilianer, 2 aus Ecuador und 2 aus der Ukraine, direkt von Schwarzen Meer. Der Schlafkomfort und die sanitären Anlagen sind vergleichbar mit denen auf einem Festival. Früher wär ich da nicht geblieben. Jetzt freu ich mich einfach auf die nächsten Tage und nehm die Sachlage gelassen, ändern kann ich's eh nicht.
Erster Tag: ungewöhnliches, lässiges Training, am Abend Buchvorstellung in einer ehemaligen Kirche. Danach Stehempfang mit Snacks wie in Deutschland, jedoch nicht so steif, sondern locker und lustig.
Zweiter Tag: kurzes knackiges Training, danach Strassenumzug zwecks großem Feiertag in Bahia, "Tag des Bewusstseins der Neger" (wörtlich 'Negra'). Und ich darf teilnehmen, nicht nur zuschauen :)
Hört sich allerdings besser an, als es letztendlich gewesen ist. Der Umzug war mit ohrenbetäubender Musik aus Karnevalswagen, aus unserer Gruppe waren nur wenige dabei und die abschließende Feier in der Altstadt war für mich der Horror. Das, was ich letzte Woche noch als Heidelberger Herbst bejubelt habe, war dieses mal sowas von überfüllt, dass ich in der Menschenmasse vor lauter Rumgedrückte aggressiv geworden bin. Da wurde auf nix und niemanden Rücksicht genommen, so ein Gedränge hab ich noch nie erlebt. Wo ein wenig Platz war, wurde lauthals und gewaltsam gestritten. Ich hatte ziemlich schnell die Nase gestrichen voll und bin ab Richtung Akademie.
Das also ist der Tag des Bewusstseins. Hab ich mir anders vorgestellt.
Die restlichen Event-Tage waren sehr abwechslungsreich. Wir hätten bei uns wahrscheinlich das Programm in einem Wochenende geschafft, hier geht alles viel unorganisierter zu. Am Ende klappt's trotzdem irgendwie (man darf sich nur nicht aufregen). Ich nehm ganz viele Eindrücke und neue Bewegungen mit und ebissele Angola-Geist.
Judith Englert - 24. Nov, 11:22