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Also einfach das t zu einem d umwandeln :)

Eine ruhige Gelassenheit, die sich von Innen ausweitet, eine gewisse Seligkeit mit sich bringt. Wie das kommt? Gestern erkundete ich die Gegend von Lencois, lernte skurrile Menschen kennen und kurz vor 22 Uhr machte ich mit 2 anderen eine Trekkingtour für die nächsten drei Tage fest. Ich war ziemlich skeptisch, von wegen typische Touri-Tour und so. Nun sitz ich bei meinem heutigen Schlafplatz unter nem Felsen direkt am Wasserfall, Lagerfeuer neben mir, Gewitter über mir und drei sehr unterschiedliche Leute bei mir. Die Tour war nicht allzu anstrengend, dafür wunderschön, nahezu unbeschreibliche schöne Plätze.
Unser Guide ist absolut kein typischer Brasilianer. Er hat Beindruckendes zu erzählen, ist ein praktischer Naturmensch, ein Lebenskünstler und erinnert mich sehr an Dominic.
Die andern beide neben mir erzählen von ihren vielen Reisen rund im die Welt. Dies interessiert mich grad kein bissel, denn ich bin hier und jetzt, für mich bei einem Art Mittelpunkt der Erde.
Tja, und da ich dies so aufschreibe, denke ich an einige zu Hause und würde dieses Erlebnis und das Gefühl gerne mit euch teilen.

Mit dem Nachtbus ins Landesinnere gefahren, angekommen bei Sonnenaufgang und Nieselregen. Fasziniert von diesem Ort, der angeblich die weltweit größte Mineralminen im Inneren verbirgt. Die Diamantminen sind mittlerweile geschlossen, andere Steine werden noch gesucht, verarbeitet und angeboten. Hab ein überdimensionales Frühstück für Alternative und solche, die es werden wollen bekommen, Reiseerfahrungen weitergegeben, Tipps bekommen und bin nun auf Spurensuche und Entdeckungsreise.
Nicht weit von hier ist Palmares.
Dort haben sich vor über 150 Jahren die Sklaven zusammengeschlossen und für ihre Freiheit gekämpft.
Die Landschaft ist geprägt von Berge (Hügel und Tafelberge) und Urwald, Orchideen und andere seltene Pflanzen, Wasserfälle und Höhlen. Will viel davon sehen, aber keinem Jaguar begegnen, die es hier gibt.

Dieser sagenhafte Ort ist die Chapada Diamantina!

Bin in der Akademie angekommen, hier schlafen außer mir noch 13 andere Personen. 9 Brasilianer, 2 aus Ecuador und 2 aus der Ukraine, direkt von Schwarzen Meer. Der Schlafkomfort und die sanitären Anlagen sind vergleichbar mit denen auf einem Festival. Früher wär ich da nicht geblieben. Jetzt freu ich mich einfach auf die nächsten Tage und nehm die Sachlage gelassen, ändern kann ich's eh nicht.

Erster Tag: ungewöhnliches, lässiges Training, am Abend Buchvorstellung in einer ehemaligen Kirche. Danach Stehempfang mit Snacks wie in Deutschland, jedoch nicht so steif, sondern locker und lustig.

Zweiter Tag: kurzes knackiges Training, danach Strassenumzug zwecks großem Feiertag in Bahia, "Tag des Bewusstseins der Neger" (wörtlich 'Negra'). Und ich darf teilnehmen, nicht nur zuschauen :)
Hört sich allerdings besser an, als es letztendlich gewesen ist. Der Umzug war mit ohrenbetäubender Musik aus Karnevalswagen, aus unserer Gruppe waren nur wenige dabei und die abschließende Feier in der Altstadt war für mich der Horror. Das, was ich letzte Woche noch als Heidelberger Herbst bejubelt habe, war dieses mal sowas von überfüllt, dass ich in der Menschenmasse vor lauter Rumgedrückte aggressiv geworden bin. Da wurde auf nix und niemanden Rücksicht genommen, so ein Gedränge hab ich noch nie erlebt. Wo ein wenig Platz war, wurde lauthals und gewaltsam gestritten. Ich hatte ziemlich schnell die Nase gestrichen voll und bin ab Richtung Akademie.
Das also ist der Tag des Bewusstseins. Hab ich mir anders vorgestellt.

Die restlichen Event-Tage waren sehr abwechslungsreich. Wir hätten bei uns wahrscheinlich das Programm in einem Wochenende geschafft, hier geht alles viel unorganisierter zu. Am Ende klappt's trotzdem irgendwie (man darf sich nur nicht aufregen). Ich nehm ganz viele Eindrücke und neue Bewegungen mit und ebissele Angola-Geist.

Necta, so heißt die Band, die den gestrigen Abend gerockt hat! Die Mischung aus Bob Marley und Linkin Park, hat mich vom Hocker gehauen!
Hab heut morgen meine Kleider gewaschen, damit ich heut frisch nach Salvador zurück komme. Ab morgen gibt's dann den 5-Tagesworkshop in Sachen Angola und Percussion. Werd in der Academie übernachten, weiß noch nicht, ob ich da ins weltweite Computernetz verbunden bin. Falls nicht, wird sonstige Verbindung aufrecht erhalten :)

Ich lerne hier meine Gene zu verwalten und alte Muster zu durchbrechen. Im Klartext: halte oft meine Gosche, weil es keinen Sinn macht meinen Senf auf gebrochenen Portugiesisch beizutragen (- Gene verwalten).
Dafür nach ich meinen Mund auf und singe fleißig mit. Es geschehen also noch Zeichen und Wunder.

Vorurteile will ich keine haben und doch erwische ich mich immer mal wieder mit welchen: im letzten Hostel war ein Mann, ca. Mitte 40. Ich dachte mir, in so einem Alter geht man nicht mehr Backpapern, da passt man einfach nicht mehr dazu. Hier im Hostel ist ein noch älterer Herr und er passt total dazu. Die beiden Männer sind einfach grundverschieden, der eine eckt überall an (weil er rummotzt und penibel ist), der andere lässt sich auf die Situation und Stimmung ein.
Neue Erkenntnis: es kommt wirklich nicht auf das Alter an, sondern auf die Energie die man bereit ist zu geben und zu nehmen.

Hab heut nen Krebs gesehen. Was bei uns ein Zuchtbulle ist, das entspricht diesem Krebs, nur dass er auf natürliche Art und Weise so gewachsen ist. Überhaupt ist hier alles viel größer: Maracujas, Kokosnüsse, Schmetterlinge, Heuschrecken, Schildkröten. Ja, hier gibt es Meeresschildkröten! Nachts kommen sie an Land und die Jungen fangen in diesen Tagen an zu schlüpfen. Bin mal gespannt, ob ich welche zu Gesicht bekomme.

Bin in Imbassai :)
Sitz im Restaurant und was läuft?!?!? Jepp: eye of the Tiger! Brauch ich noch was dazu schreiben, ausser: Unverschämt im Januar ?!?!?!?

Das Meer ist hier sehr wild, nichts zum baden. Dafür gibt's nen Fluss, der ins Meer fliesst und kurz davor als Naturschwimmbecken endet.
Beim Staunen über diesen wunderbaren Ort, fühlte ich mich einsam. Ich spaziere da alleine umher und kann die Freude am Leben mit niemanden teilen.
Dieses Gefühl hat nicht so lange angehalten. Ist abgelöst worden vom Gefühl der Enttäuschung an mir selbst. Denn jetzt rächt es sich, dass ich nicht genügend Portugiesisch gelernt habe. Kann mich nicht ordentlich unterhalten. Eben waren 2 Capoeiristas im Hostel, um das morgige Training zu besprechen. Pinguin und Faca, beide Trainer, beide ohne Gruppe (ehemals Abada). Die zwei wollten mich noch mit auf ne Party nehmen, ich komm mir aber echt doof vor, weil ich nur Brocken verstehe. Klar ist: ein Sprachkurs muss her!
Bis dahin werd ich mich bruchstückhaft unterhalten und das Beste draus machen.

Normalerweise hab ich mir angewöhnt, mit ner großen Zeitspanne am Rodoviaria anzukommen. Dann kann ich geduldig an der Schlange zum Ticket stehen, danach den Terminal suchen und mit etwas Glück noch 1/2 bis 1 Stunde das Gewimmel auf mich wirken lassen. Heute früh war es anders. In der Schlange stehend kam eine Dame aus dem Tickethäusle heraus und fragte, wo ich hin möchte. Imbassai! Wenn ich schnell mache würde ich noch nen Bus, der außerplanmäßig fährt, bekommen. Es folgte ein flottes Durchqueren der Terminals und ich komme noch am späten Vormittag in Imbassai an.

So schön wie ich Salvador finde, brauche ich nach 8 Tagen Weltstadt ein wenig Ruhe. Nur bis Sonntag, dann geht's zurück :)
Ich weiß nicht, warum es so ist.... trotz der vielen dreckigen Seiten, zieht mich Salvador magisch an.

Kinder, die in den Bus einsteigen um und Trinken zu verkaufen und zwei Stationen später wieder aussteigen, finde ich mittlerweile normal.
Erstaunt bin ich über einen Mann, er ist eingestiegen, hat Tütchen mit Knabbersachen UND nem Spruchzettel verteilt, sich dann hingestellt und angefangen zu missionieren oder so. Danach wollte er von jedem 2 Reais oder das Tütchen zurück. Sachen gibt's ...

Sitz mit Caipi (nach einem Training heute und sonst nur gammeln, aber mit nem ordentlichen Muskelkater von gestern) im überfüllten Hostel, um später mit allen zum Fest der Feste zu gehen, das hier jeden Dienstag stattfindet. Bin mal gespannt :)